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Online Yoga: Nur ein Trend oder wertvolle Weiterentwicklung?

Die Corona-Pandemie hat viel verändert, auch den Yoga-Markt. Vorübergehend waren Yoga-Studios komplett geschlossen und sogar Online-Muffel haben sich notgedrungen vor die Bildschirme gewagt. Nach anfänglicher Unsicherheit, sind einige Yogi:nis richtig auf den Geschmack von Online-Yoga gekommen, andere konnten es gar nicht abwarten, endlich wieder offline zu üben. Ich weiß noch, wie überrascht ich war, als die Teilnehmer:innen meiner damaligen Yin Yoga-Klassen sagten, dass sie gerne online bleiben wollten. Inzwischen hatten alle die entsprechenden Hilfsmittel gekauft und haben sich über die wegfallenden Fahrtwege gefreut. Dennoch wird Online-Yoga divers diskutiert. In diesem Artikel habe ich dir die Vor- und Nachteile zusammengestellt.

  1. Zeit: Ein Vorteil von Online-Yoga besteht im Einsparen der Fahrzeit ins Yogastudio. Während ein Studiobesuch je nach Entfernung durchaus seine 3 Stunden in Anspruch nehmen kann, brauchst du für eine Online-Yoga-Klasse nur die Zeit, die die Klasse dauert. Du kannst 5 Minuten nach dem Home-Office-Feierabend auf der Matte und 5 Minuten nach der Klasse am Küchentisch sitzen. Von diesem Vorteil profitiere ich als Schülerin sehr. Unter der Woche habe ich Online-Klassen um 6.30 Uhr zu denen ich sehr früh aufstehen müsste, wären sie nicht online. Als Lehrerin ist es ebenfalls ein riesiger Vorteil, auch finanziell. Für nur eine Yogaklasse zum Unterrichten in ein Studio zu fahren ist wenig profitabel.
  2. Ortsunabhängigkeit: Online-Yoga ermöglicht es dir, mit Lehrenden auf der ganzen Welt Yoga zu üben, statt ausschließlich mit denen, die in deinem Ort leben. Außerdem bist auch du ortsunabhängig, so dass du auch aus dem Urlaub an deinen liebsten Klassen teilnehmen kannst. Ich bin sehr dankbar, dass ich regelmäßig mit meinen Lehrer:innen aus Indien Yoga praktizieren kann. In meinem Online-Studio unterrichten ebenfalls regelmäßig Gastlehrer:innen aus Indien und der kulturelle Austausch ist eine große Bereicherung.
  3. Raum: Um Zuhause Yoga zu üben, braucht es ausreichend Platz und ggf. Hilfsmittel (Yogamatte, Blöcke, Kissen). Außerdem ist es von Vorteil, wenn man während des Übens ungestört sein kann. Nicht jeder hat diese Voraussetzungen Zuhause, so dass es von der individuellen Lebenssituation abhängt, ob das Yoga üben Zuhause praktikabel ist.
  4. Persönlicher Kontakt: Oft wird Online-Yoga vorgeworfen, unpersönlich zu sein. Ich selbst habe auch bereits sehr unpersönliche Online-Klassen erlebt. Alle Teilnehmenden hatten ihre Kameras ausgeschaltet, die Lehrenden haben unterrichtet als sei es ein Video und es gab keinerlei Austausch. Bei meinen Lehrer:innen aus Indien habe ich es anders erfahren. Sie fordern die Teilnehmenden immer auf, die Kameras anzuschalten und sie so zu positionieren, dass sie ihre Schüler:innen sehen können. Außerdem findet Austausch statt und es wird miteinander gesprochen. Mein eigenes Online-Studio empfinde ich sogar als persönlicher als jede Erfahrung, die ich in einem Offline-Studio bisher gemacht habe. Wie persönlich es zugeht ist denke ich weniger Frage von on- oder offline. Es kommt auf die individuelle Umsetzung an.
  5. Adjustments/Korrekturen: Eine weitere Kritik an Online-Yoga besteht darin, dass die Teilnehmenden nicht angemessen korrigiert werden können. Wenn die Teilnehmenden ihre Kamera jedoch so ausrichten, dass sie gut gesehen werden, sind mündliche Korrekturen selbstverständlich möglich. Einzig und allein das Berühren fällt beim Online-Yoga weg. Wenn ich offline unterrichte gebe ich gerne Support mit den Händen und Berührung kann eine wertvolle Ergänzung sein. Wenn wir nicht angefasst werden, sind wir dafür mehr bei uns, weniger abgelenkt und lernen, selbst Verantwortung für die richtige Ausrichtung zu übernehmen. Beides hat sein für und wieder.

 

5. Mantren singen: Die größte Einschränkung besteht für mich beim gemeinsamen Mantren singen. Hier ist es technisch nicht möglich, in einer Gruppe gemeinsam zu singen, so dass auch alle gehört werden. Da ich überwiegend online unterrichte, bin ich beim offline zusammenkommen jedes mal vom gemeinsamen Om singen berührt.  Es ist natürlich schön, die ganze Gruppe zu hören und nicht nur sich selbst. Ich besuche regelmäßig Online-Kirtans  und immer wieder auch Kirtans in Hamburg. Es ist ein großer Unterschied, ob die eigene Stimme sich in die Stimmen der Gruppe legen kann oder, ob ich nur die Lehrerin und mich höre. Durchaus kann ich aber auch dem Online-Kirtan etwas abgewinnen, weil ich ungestört meine Stimme ausprobieren kann. Ich bin so mehr bei mir und empfinde es als meditativer.

6. Der Schutz der eigenen vier Wände: In der Regel fühlen wir uns Zuhause sicher und wohl. Dieser Umstand kann uns beim Online-Yoga von nutzen sein. Yogapraxis kann tief gehen und innere Prozesse in Gang bringen. In der Sicherheit unserer eigenen vier Wände kann es leichter fallen, Emotionen zuzulassen, Tränen rollen zu lassen und tiefer zu tauchen. Und es sind nicht nur Emotionen, die wir im Yoga-Studio vielleicht eher unterdrücken. Yoga asanas lösen so einiges und Zuhause kann ganz ungestört gepupst und gegähnt, statt krampfhaft verkniffen werden. 😉

7. Energie (intro- versus extrovertiert): Energetisch macht es einen Unterschied, ob wir alleine oder mit anderen Menschen in einem Raum sind. Wir können uns bei anderen Menschen energetisch aufladen, oder aber auch Energie an andere Menschen verlieren. Introvertierte Menschen, die dazu neigen, ihre Energie an andere abzugeben, könnten also von Online-Yoga profitieren, da sie hier nicht im direkten räumlichen Kontakt mit anderen sind.  Extrovertierte Menschen brauchen oft das Bad in der Menge und laden unter Menschen auf, so dass sie vielleicht mehr von dem Kontakt der anderen am gleichen Ort profitieren. Als sensibler Mensch bin ich sehr empfänglich für die Stimmung um mich herum und nehme viel in meinem Umfeld wahr. Beim Online-Yoga bleibe ich mehr in meiner eigenen Energie, was meine Praxis unterstützt.

8. Live-Klasse versus Video: Um mit Videos Yoga zu üben sollte etwas Vorerfahrung vorhanden sein, weil es keinerlei Korrekturen gibt und sich leicht Fehler einschleichen, die unter Umständen zu Beschwerden führen können.  Wenn die Teilnehmenden ihre Kameras in Live-Klassen angeschaltet haben, entsteht auch online eine Verbindung. Wenn wir von anderen gesehen werden können, kann das unser Tapas (Disziplin) stärken und wir sind ernsthafter bei der Sache, als wenn wir unbeobachtet sind. Die Energie der Gruppe und die Korrekturen der Lehrenden sind in einer Live-Klasse sehr unterstützend. Ein Vorteil von Videos ist dagegen, dass wir keinen Termin einhalten brauchen. Gerade für Theorieklassen kann es hilfreich sein, nochmal zurückspulen und Pausen machen zu können. Dies wird auch von den Teilnehmenden in meinem Online-Studio genutzt, in dem alle Live-Klassen aufgezeichnet werden, so dass beide Optionen zur Verfügung stehen.

 

 

Fazit:

Online-Yoga hat sich auch nach der Pandemie gehalten und ist nicht mehr wegzudenken. Neben Yoga-Videos profitieren wir inzwischen auch von live Online-Angeboten, wodurch mehr Gemeinschaft und eine individuelle Betreuung durch die Lehrperson möglich und die Qualität verbessert wird. Der andauernde Erfolg von Yoga-Online-Angeboten zeigt, dass es nicht nur ein Trend ist, sondern für viele eine wertvolle Weiternetwicklung, auf die sie nicht mehr verzichten wollen.

Ob Online- oder Offline-Yoga bevorzugt wird, kommt auf die persönliche Lebenssituation und individuellen Vorlieben an. Voraussetzung für Online-Yoga ist, dass man Zuhause ungestört sein kann und über die nötige Ausstattung verfügt. Es ist wichtig, Live-Klassen zu besuchen, statt ausschließlich mit Videos zu üben. Dies gilt vor allem für Yogaanfänger und bei körperlichen oder mentalen Einschränkungen. Die Lehrenden sollten immer über eventuelle Krankheiten informiert werden, damit die Praxis angepasst werden kann, wenn nötig. Persönliche Anleitung ist wichtig, egal ob on- oder offline.

Bei Online-Yoga profitieren wir von Zeitersparnis und Ortsunabhängigkeit. Nicht immer findet man die Lieblingslehrer und gleichgesinnte Teilnehmer:innen direkt um die Ecke. Online ermöglicht dir das Zusammenkommen mit Lehrenden und Teilnehmenden rund um den Globus.

Persönlich kann ich Online-Yoga sehr viel abgewinnen. Ich schätze die zeitliche und räumliche Flexibilität und das Praktizieren Zuhause unter Anleitung der Lehrenden meiner Wahl. Die geringere Ablenkung und das sichere Gefühl der eigenen vier Wände, können die Praxis vertiefen. Dennoch macht es mir natürlich auch viel Freude, offline mit anderen gemeinsamen zu praktizieren, gerade beim Mantren singen. Eine Mischung aus beidem ist für mich daher ideal, sowohl als Schülerin als auch als Lehrerin.

Wenn du Lust auf Online-Yoga mit mir und meinen Lehreinnen aus Indien hast, ist die Make Yoga Your Lifestyle Community genau das Richtige für dich: Make Yoga Your Lifestyle – Community (mykajabi.com)

 

 

 

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