Yoga mit Waisenkindern in Indien – Ein neuer Ruf
Als Yogalehrerin durfte ich in den letzten 7 Jahren viele besondere Momente erleben – aber manche Begegnungen hinterlassen einen besonders tiefen Eindruck. Am Ende meiner letzten Indienreise führte mich mein Weg in ein Waisenhaus für Mädchen im Bundesstaat Gujarat. Dort unterrichtete ich eine Yogaklasse, die mich sehr berührt und geprägt hat.
Schon das Ankommen im Waisen- und Frauenhaus war besonders. Neugierige, lebendige Augen blickten mich an, und bereits nach wenigen Minuten war ich umkreist von Mädchen verschiedenen Alters und hielt die Hand eines kleinen Mädchens in meiner. Ich wurde mit Fragen bombardiert, nach meinem Namen und meiner Herkunft, und fing an die vielen Namen zu lernen.
Meine Freundin Nanda, die sich schon seit vielen Jahren ehrenamtlich in dieser Einrichtung engagiert, hatte für dieses Wochenende eine Holi-Feier organisiert. Holi ist das Fest der Farben und so verbrachten wir zwei bunte und emotionale Tage mit den Mädchen und Frauen mit Tanz, Toben und Freude.
Zwischen den Feierlichkeiten erfuhr ich von Schicksalen, die mich in ihrer Tragik berührten und schockierten. Auch die Umstände unter denen sie dort leben machten mich emotional und besorgt. Das Nötigste, ein Bett und Essen, ist vorhanden, aber mehr nicht. Das Gelände erinnert an ein Gefängnis, gewohnt wird unter einfachsten Bedingungen und es gibt für die Bewohnerinnen keinerlei Perspektive. Die Mädchen halten oft eine arrangierte Ehe für den einzigen Ausweg.
An meinem letzten Morgen dort habe ich auf den Wunsch der Mädchen eine Yogaklasse unterrichtet. Während des Unterrichts riefen sie die mir inzwischen schon so vertrauten Worte: „Didi! Didi!“ – das liebevolle Wort für „große Schwester“. Sie suchten meine Aufmerksamkeit, wollten gesehen und wahrgenommen werden, weil sie genau das im Alltag kaum bekommen.
Die Hingabe, mit der sie dabei waren, hat mich berührt und mir das Gefühl gegeben, etwas zutiefst Sinnvolles zu tun. Am Ende fragte ich, ob sie ein Mantra singen möchten, und ohne Zögern stimmten sie gemeinsam das Gayatri Mantra an – ein absoluter Gänsehautmoment. Sie wollten gar nicht mehr aufhören zu singen – und ich auch nicht.
Zum Abschied kamen sie für ein Gruppenfoto zu mir und umarmten mich fest. Es war, als wollten sie diese Verbindung noch ein bisschen länger halten. Diese Erfahrung hat mich tief berührt und ich wusste in diesem Moment: Ich möchte und ich werde mehr tun.
Vikas Bloom – Ein Projekt für Mädchen und Frauen in Not
Diese Erfahrung war der Auslöser für ein neues Projekt: Gemeinsam mit drei wunderbaren Freundinnen (aus Brasilien, Indien und der UK) gründe ich aktuell eine NGO (gemeinnütziger Verein), um Mädchen und Frauen in Indien auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes, gesundes und würdevolles Leben zu unterstützen.
Wir möchten mit gezielten Projekten vor Ort helfen – durch Bildungsangebote, Aufklärung, Yoga und Empowerment. Die Arbeit beginnt gerade, und ich freue mich riesig, euch bald mehr darüber erzählen zu können. Die Webseite ist noch im Aufbau, doch schon jetzt kannst du uns bei Instagram folgen: Vikas Bloom NGO (@vikasbloom) • Instagram-Fotos und -Videos
Für die Mädchen, für die Frauen – für ein selbstbestimmtes Leben in Würde.
Om Shanti,
Lea (Liila)